HP-Viren: Nicht immer harmlos

HP-Viren sind in den meisten Fällen zwar harmlos, aber auch Auslöser schwerer Krankheiten – nicht nur bei Frauen. Impfbefürworter fassen jetzt auch Männer ins Auge ...

September 2016

Impfungen für Mädchen
Fast drei Viertel aller Frauen und Männer infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit humanen Papilloma-Viren (HPV). Das klingt zunächst schlimmer als es ist. Eine HPV-Infektion ist zu Beginn des Sexuallebens durchaus normal. Sie verläuft meist ohne spürbare Symptome und dem Ergebnis einer anschließenden Immunität. Etwa fünf Prozent der infizierten Frauen können das Virus allerdings aus bisher unbekannten Gründen nicht vollständig eliminieren. So kann es genetische Informationen an die Zellen des Gebärmutterhalses übertragen und Vorstufen von Krebs verursachen. 

Die weltweit zweithäufigste Todesursache junger Frauen ist Gebärmutterhalskrebs. Alleine in Deutschland erkranken jedes Jahr über 5.000 Frauen daran – knapp 1.500 davon sterben. Viele dieser Todesfälle wären vermeidbar gewesen. Gebärmutterhalskrebs ist inzwischen gut erforscht: Seit 25 Jahren kennt man die wesentlichen Auslöser, seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine HPV-Impfung: zwei Impfdosen im Abstand von sechs Monaten für Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren. Wichtig ist, dass die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen wird.

Impfungen auch Jungen?
Die Einschränkung der Impfempfehlung der STIKO auf Mädchen stößt nicht überall auf Verständnis. Margaret Stanley von der britischen Universität Cambridge schrieb vor kurzem im Fachjournal 'Nature', dass die Erreger auch für Jungen und Männer gefährlich sein können. Die Viren seien die Hauptursache für Anal-, Mandel- und Zungenkrebs, heißt es in ihrem Artikel. Außerdem hätten sie oft wesentlichen Anteil an der Entstehung bösartiger Tumore an Penis und Kehlkopf. Darüber hinaus bleibt die Übertragung auf Sexualpartner eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Bisher sind die USA, Kanada, Australien und Österreich allerdings die einzigen Befürworter der Impfung von Jungen. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) und der Berufsverband der Deutschen Urologen (BDU) setzen sich seit kurzem für eine Impfempfehlung für Jungen ein. Auf der DGU-Jahrestagung von 28. September bis 1. Oktober 2016 in Leipzig soll über die HPV-Impfung für Jungen diskutiert werden. 

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