Masern: Warum die Impfpflicht wichtig ist

Ab heute – dem 1.März 2020 – gilt deutschlandweit eine Impfpflicht für bestimmte Gesellschaftsgruppen. Was bedeutet das für jeden Einzelnen?

März 2020

Eine hohe Impfrate erhöht den Schutz aller
Zuerst einmal: Wer ist eigentlich von der Impfpflicht betroffen? Konkret sieht das Masernschutzgesetz vor, dass Eltern vor Aufnahme ihres Kindes in eine Kindertagesstätte oder Schule nachweisen müssen, dass ihr Kind gegen Masern immun oder geimpft ist. Die Impfpflicht gilt auch für Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen wie Arztpraxen, ambulanten Pflegediensten oder Krankenhäusern, die nach 1970 geboren sind. Es sind also längst nicht alle Menschen in Deutschland von der Impfpflicht betroffen – das wichtige Stichwort hierbei lautet Herdenschutz. Bedeutet: Sind genug Menschen geimpft, kann sich der Erreger nicht mehr ausbreiten. Genug heißt laut World Health Organization (WHO) in diesem Fall 95 Prozent der Bevölkerung. In Deutschland liegt die Quote laut WHO bei 93 Prozent. Zum Vergleich: In Frankreich sind nur 80 Prozent der Bevölkerung gegen Masern geimpft, in der Slowakei 97 Prozent. Sind über 95 Prozent der Menschen gegen Masern geimpft, lassen sich diese sogar gänzlich ausrotten. So gilt beispielsweise der süd- und nordamerikanische Kontinent in Folge konsequenter Impfprogramme als quasi masernfrei.

Keine flächendeckende Gefahr – aber auch kein harter Eingriff
Bleibt die Frage, warum gerade jetzt in Deutschland wieder viel über eine Impfpflicht diskutiert wird und warum in Folge der Diskussion zum 1. März 2020 ebendiese eingeführt wird. Die Antwort ist denkbar einfach: Im ersten Halbjahr 2019 gab es global gesehen die höchste Zahl an gemeldeten Masernfällen seit dem Vergleichszeitraum von 2006. Und auch wenn in Deutschland keine flächendeckende Gefahr durch die Krankheit besteht, sie breitet sich weiter aus. Die hochansteckenden Viren werden durch Speicheltröpfchen übertragen und führen zu Fieber, Husten, Schnupfen und Hautausschlag – in schlimmeren Fällen sogar zu Mittelohrentzündung, Lungenentzündung oder Gehirnhautentzündungen sowie im seltenen Fall zum Tod. Durch die sichere und wirksame Impfung schützen Sie sich und Ihre Kinder davor. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit – ein Argument von Impfgegnern – erscheint in Anbetracht der Gefahren fragwürdig. Denn wie dramatisch ist der Eingriff wirklich? Immerhin reden wir über einen Impfstoff, der millionenfach benutzt wurde und sich bewährt hat. Und nicht nur das: Durch eine Impfung schützen Sie auch andere, hierzulande und im Ausland. Man denke nur mal an die nächste Reise. Da wird vermutlich das Tropeninstitut konsultiert, denn wer weiß, was man sich in fremden Gegenden so alles einfangen kann. Dabei wäre manchmal auch die Frage angebracht, was man in diese Länder einschleppt. Masernepidemien – wie vor zehn Jahren in Bulgarien – bei der 24 Menschen sterben und über zwei Jahre hinweg Bulgarien und viele seiner Nachbarländer mit dem Erreger kämpfen, haben gezeigt: Reisende ohne Impfschutz können eine ernsthafte Gefahr darstellen. Das Masernvirus wurde damals von Reisenden aus Hamburg eingeschleppt.

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