Männer: Das verletzliche Geschlecht?

Wir alle kennen die Witze über die Männergrippe. Doch Männer scheinen tatsächlich anfälliger für manche Krankheiten zu sein …

Dezember 2021

Ist COVID-19 für Männer gefährlicher?
Eineinhalb Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie wissen wir: Eine Covid-19-Erkrankung ist für Männer tatsächlich gefährlicher als für Frauen. Und das nicht, weil sie sich leichtsinniger verhalten und dadurch häufiger anstecken, wie manche vielleicht vermuten. Die Ansteckungsrate ist bei beiden Geschlechtern gleich hoch – trotzdem müssen 5 Prozent mehr Männer zwischen 18-74 Jahren ins Krankenhaus. Ein Viertel der Männer zwischen 18-74 Jahren hat einen schweren oder sogar tödlichen Verlauf, das ist doppelt so häufig wie bei Frauen in der gleichen Altersgruppe. In Italien, einem der am stärksten von der Corona-Krise betroffenen Land, sind nach Angaben der Initiative „Global Health 50/50“ sogar 63 Prozent aller Toten männlich und nur 37 Prozent weiblich.

Schützende Wirkung des Östrogens

Woran kann das liegen? Einerseits kann das Verhalten der Männer eine Rolle spielen, sie rauchen häufiger und ernähren sich im Durchschnitt weniger gesund. Doch andererseits gibt es auch grundlegende biologische Unterschiede im Immunsystem von Männern und Frauen. Forscherinnen und Forscher wissen: Männer sind nicht nur für virale Infekte empfänglicher, sondern auch für viele bakterielle Krankheiten sowie für Wurminfektionen. Dafür gibt es zwei Erklärungsansätze: Das weibliche Sexualhormon Östrogen scheint eher eine entzündungsfördernde Immunantwort auf fremde Erreger zu produzieren als dies beim Testosteron der Fall ist.

Doppeltes X-Chromosom, doppelte Wirkung

Die zweite mögliche Erklärung findet man in den Zellkernen. Während Frauen zwei X-Chromosomen haben, haben Männer nur eins. Auf dem X-Chromosom liegen aber viele Gene, die für die Regulation des Immunsystems wichtig sind. Um Entzündungsbotenstoffe oder Erkennungsrezeptoren für Viren zu produzieren, muss der Körper die Gene in der Zelle ablesen. Kann der Körper auf die Gene beider Chromosomen zugreifen, geht die Antwort auf Eindringlinge schlichtweg doppelt so schnell. Denn je besser schädliche Viren erkannt werden, desto schneller und besser erfolgt eine Aktivierung des Immunsystems. Leider hat dies auch zur Folge, dass der Körper von Frauen häufiger gegen sich selbst kämpft. Weltweit sind etwa 80 Prozent der an Autoimmunerkrankungen Leidenden weiblich.

Kontakt